Flüchtlingsforen des Graswurzelnetzwerkes
1. Die Willkommensbotschafter sollen den Flüchtlingen die Orientierung erleichtern. Für die Flüchtlinge werden die Willkommensbotschafter im Alltag begleiten, so dass diese z.B. in Gesprächskreisen, über Workshops, Spiele, Lieder und auch über gemeinsames Kochen von traditionellen Gerichten aus den Herkunftsländern der Flüchtlingskinder das Leben und die kulturellen Besonderheiten besser kennen und verstehen lernen. Dabei sollen die Willkommensbotschafter durch ihre fundierten Kenntnisse von Weimar/Erfurt/Jena für Flüchtlinge und deren Kinder als Auskunfts- und Ansprechperson zu Seite stehen und Sprachbarrieren durch eine alltagsnahe Kommunikation abbauen helfen. Dazu gehört eine intensive Kommunikation, ein Austausch über die besondere Geschichte des Geflüchteten. In dieser Eingewöhnungszeit nehmen die Willkommensbotschafter eine wichtige Rolle ein, um die Kommunikation durch die Überbrückung der Sprachbarrieren zu ermöglichen. Für die Flüchtlinge bieten die Willkommensbotschafter Hilfe bei der Übersetzung und beim Ausfüllen verschiedener Anträge etc. an, bei Sorgen und Fragen Ansprechpartner sein.
2. Sprachkurse
Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache für neu ankommende Geflüchtete und auch für Flüchtlinge die ihr Deutsch verbessern wollen. In einem wöchentlichen Deutschkurs, der ab der 4. Projektwoche stattfinden wird, werden die erwachsenen Flüchtlinge dabei unterstützt, Deutsch zu lernen. Nachfrage und Zuspruch zu Deutschkursen für Geflüchtete sind schon jetzt sehr hoch. In Ausflügen und thematischen Nachmittagen (Kochen, Basteln, Stadtrundgang) wird das erste Sprachwissen vertieft und z.B. in der Fußgängerzone, im Park, beim Einkaufen oder Reparieren erlebbar gemacht und gefestigt. Jede(r) Teilnehmer(in) kann dabei seine individuellen Fähigkeiten gewinnbringend mit der Gruppe erfahren und sich bewusst sein, ein wichtiger Teil des Ganzen zu sein.
3. Translationpool
Übersetzungsleistungen und Sprachbegleitung bei Ämtern, beim Einkaufen, bei Formularen, Anträgen und in Heimen: Sprachmittler werden in syrischer, arabischer, russischer, ukrainischer, eritreischer, afghanischer, serbischer, jordanischer, sudanesischer und irakischer Sprache vermittelt. Das Netzwerk bietet hier auf Nachfrage Übersetzungen von Formularen, Vorgängen, Dokumenten, Verfahren an und macht auch Simultanübersetzungen bei Gruppenveranstaltungen. Insbesondere ist bei den Flüchtlingscafes, Workshops und Diskussionsveranstaltungen stets eine Übersetzerleistung nötig.
4. Interkulturelle Kennenlerncafes bzw. Flüchtlingscafés:
wöchentlicher interkultureller Austausch:
Kennen Lernen und gegenseitiger Austausch zwischen, syrischen, jordanischen, tunesischen, serbischen, albanischen, kosovarischen, eritreischen, mazedonischen, pakistanischen und montenegrinischen Kulturen.
Regelmäßige weiterführende Veranstaltungen zu gefragten Themen: Diskussions- und Informations-Vermittlung für Flüchtlinge zum Thema Flucht, Asylrecht, Asylbewerberleistungsgesetz, Dublin II, Drittstaatenreglung u.a. Diese und viele andere Fragen werden wir in Sprach- und Dialognachmittagen diskutieren und helfen, sie für Geflüchtete zu beantworten. Dem Abbau von Vorurteilen dient insbesondere das „interkulturelle Kochen“ von Geflüchteten mit Menschen aus dem Quartier. Durch gemeinsame Aktivitäten können Geflüchtete, Pädagog/innen und Menschen aus dem Quartier miteinander in Kontakt kommen, um die kulinarischen Besonderheiten verschiedener Regionen kennenzulernen, aber auch um angeleitet in den Austausch über verschiedene Lebenswelten zu kommen. Alle Angebote sind niederschwellig und offen angelegt um einen größtmöglichen Personenkreis anzusprechen und auch auf individuelle Bedarfe eingehen zu können.
Beispiele für thematische Flüchtlingscafes und Kennenlernnachmittage:
-gemeinsamer Stadtrundgang mit Studierenden der Urbanistik der Bauhaus-Universität
-Kurse im Bereich WASH: (Wasser, Sanitär, Hygiene)
-Kurs im Bereich Ernährungssicherung und gesunde Lebensweise-Verschönerung des Stadtteils nach den Wünschen der Geflüchteten
-Gemeinsames Musizieren und Trommeln, Samba, Capoeira
-Ausflüge mit erlebnispädagogischen Aktivitäten
-interkulturelle Lesungen
-Flüchtlingsgerechte Aufklärung über Globalisierung, multikulturelle Gesellschaft und deren Vorteile, Kulturaustausch)
-selbstbestimmtes künstlerisches/handwerkliches Gestalten (Fahrradworkshop, Speckstein, Fotografie, Schmuck)
-Erleben und Erfahren von Natur/ Wandern in der Umgebung
5. Fahrradworkshops und mobile Fahrradhilfe Neu ankommende Flüchtlinge haben nach kurzer Erholung und Beruhigung durch latenten Orientierungsbedarf reges Interesse daran, mobil zu bleiben oder zu werden. Dafür sind Fahrräder vor Ort im Quartier oder im Heim für Flüchtlinge unerlässlich. Im Quartier sind in Kellern viele ungebrauchte, alte oder fragmentierte Fährrader vorhanden. Diese werden angeleitet durch Personal herbeigeschafft und angeleitet von Flüchtlingen und Ehrenamtlichen repariert und wieder nutzbar gemacht. Dazu wird die vorhandene Fahrradwerkstatt des Stuko, der OMA, der Gerberstraße und des Mehrgenerationenhauses genutzt. Für unversierte Flüchtlinge gibt es Workshops zur Aufarbeitung von unzähligen vorhandeben Altfahrrädern. Auf diese Weise wird Geflüchteten unkompliziert und für sie kostenfrei zu Mobilität verholfen. Zukaufteile: Fahrradschlösser + Werkzeug
6. Heimatabende/ Familienzusammenführungen
Jeder Abend steht im Licht einer anderen Kultur, jede Kultur wird von den Menschen, die ihr angehören, präsentiert und lädt zum Erleben und Austauschen ein. Ein Stück der eigenen Heimat wird nach Weimar geholt und darf von sich erzählen. Es wird landestypisch gekocht und gekostet, musiziert und gelesen, erzählt und zugehört. Hier finden sich Spuren wieder, die jeder hinterlässt: Welche Wege sind sie gegangen, welche Biographie durchlebt? Sind sie angekommen? Welche Wege oder Wurzeln luden zum Dableiben ein? Welche Wege sind vertraut? Die Geflüchteten gestalten sich ihr Lebensumfeld einen kleinen Moment selbst und teilen mit den anderen Kulturen, was sie gewillt sind zu teilen. Manche Geflüchtete suchen noch Teile ihrer Familien, die zurückgeblieben oder verschollen sind. Für sie wollen wir recherchieren, Kontakte herstellen und –sofern erfolgreich- Familienzusammenführungen organisieren. Im negativen Fall wollen wir Trost und Halt für die traumatisierten Flüchtlinge spenden. Die daraus entstehende Kontakt- und Recherchedatenbank soll weiterentwickelt werden und den Geflüchteten zur Dokumentation dienen.
7.Theater
Alles Gesehene und Erlebte fließt in einem Theaterstück zusammen. Unter dem Regisseur Riorades Gilles entsteht eine Eigenproduktion, die im Sujet des forschenden/biographischen Theaters alle Rechercheergebnisse transformiert, verdichtet und in einen neuen Kontext stellt. Nach den Fluchterlebnissen und Lebenswünschen filtern wir gemeinsam die kulturtypischen Rituale und die daraus resultierenden Gepflogenheiten im Umgang miteinander, fragen uns, welche davon wir mögen und welche wir gern abschaffen oder verändern möchten. Wo tauchen in unserem Leben rhythmisierte Abläufe auf, die sich theatral transformieren lassen? Nachdem uns die Sprache durch die einzelnen Projektschritte getragen hat, werden wir uns in der Theaterproduktion vieler anderer Wege und Mittel der Kommunikation bedienen. Nach dem niederschwelligen Erlernen der Sprache bekommen Kinder und Erwachsene nun die Gelegenheit, über Rituale und Bräuche andere kulturtypische Gesten, Bewegungen, Handlungen kennenzulernen und sich derer zu bedienen. Final steht ein Werk, in dem Menschen sich auch ohne die Sprache verständigen können. Die Musik aus den Workshops Percussion/Trommeln samt landestypischer Lieder und gekochter Gerichte werden begleitend einfließen.